Über mich

       

Von der Ordnung im Chaos

Es sind in erster Linie Klänge, Statik und Bewegung, sowohl die Stille des zarten Innersten als auch der Lärm der Großstadt und des heutigen hektischen Lebens, das von einer gewissen Härte gekennzeichnet ist Hartmut van Riesen hat seine ganz eigene künstlerische Ausdrucksform, gekennzeichnet von Klarheit und kühler Harmonie, sensibel gegenüber den Herausforderungen des „modernen“ Lebens reflektiert er dessen Ecken und Brüche ohne jeglichen sentimentalen Herzschmerz, wenngleich von hoher Sensibilität getragen.
Eine unverwechselbare Handschrift zu haben – innerhalb der seit den 50er Jahren dominierenden Szene „avantgardistischer“ und abstrakter Kunst – ist gewiss etwas Besonderes, zu viele Adaptoren und Plagiatoren und Anbiederungen an den Kunstmarkt gibt es seitens zeitgenössischer Künstler – zu vieles, dass man glaubt, schon mal irgendwo gesehen zu haben – in irgendeiner Galerie in irgendeiner Stadt -auswechselbare Werke. Nicht so bei Hartmut van Riesen – weder orientiert er sich an der Nachfrage des Marktes, noch und hat er es nötig, ein Vorbild zu kopieren.
Wie Sie unschwer erkennen werden, sind es Experimente und Hartmut van Riesens Werk zeugt von einem Weg in die Freiheit seines individuellen Ausdrucks und einer unerschrockenen Authentizität – jedes seiner Bilder ist eine Überraschung – Kompositionen, die er als „Bild gewordene Gedanken“ bezeichnet, aus dem man Klänge wahrzunehmen glaubt —Wort-Klänge, Raum-Musik — teils irdisch schwer, aber auch sphärisch anmutend, gebrochene Harmonien und doch ein harmonisches Ganzes. „Im Chaos findet er die Ordnung“ wie es eine Künstlerkollegin ausdrückt. Aus diesem Chaos, welches das noch undefinierte Füllhorn für unendliche und mannigfache Schöpfung ist, formt van Riesen in sensibler und doch ungemein kraftvoller Weise seine Bilder, die so sehr nach Unendlichkeit klingen, dass sie die Begrenzung unserer drei-dimensionalen Welt zu ignorieren scheinen.
Hartmut van Riesen gewährt sich auch bei der Wahl der Mal-Materialien einige Freiheit, er verwendet – unter Beachtung technischer Korrektheit – hauptsächlich Acrylfarben und Pulverpigmente auf Leimgrund. In seinem Atelier findet man dicke Stapel bemalter Papiere, von denen er je nach Stimmung sich einige herausfischt, um sie zu drehen, zu wenden und zu knicken, Amorphes an streng Strukturiertes fügt, bis sich das Spiel verselbständigt — dann wird es gut, wenn der Verstand den kreativen Akt nicht mehr kontrolliert, dann gibt es keine Zeit und keine äußere Welt mehr, dann sucht er nicht sondern findet es oder „es“ findet sich stimmig zusammen. In diesem meditativen Zustand des Erschaffens und der Losgelöstheit, zaubert er eben diese Befreiung von starren Denkschablonen und Bewusstseins-Strukturen in das Bild, von dem man sich als Betrachter förmlich hineingezogen fühlt.
Ursa Wolf

HISTORIE HARTMUT VAN RIESEN

1936 Fichthorst / Ostpreußen geboren
1957 Abitur im Gymnasium Nordenham
1958 Stipendium der Freien Hansestadt Hamburg
        Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Prof. Georg Gresko
        Freundschaftliche Kontakte zu Horst Janssen und Paul Wunderlich
        Kunstpreis für Malerei des Kultursenats Hamburg

1960 Hochschulwechsel an die Akademie für bildende Künste München zu Prof. Ernst Geitlinger
1964 Beendigung des Kunststudiums
        Kunstpreis für Malerei der Akademie der bildenden Künste München
        Studienaufenthalte in Frankreich und New York

1970 Ausstellung Galerie Altes Hackerhaus, München
1974 Ausstellung Galerie Neuhaus, München
1976 Ausstellung Galerie Wildner, Passau
1980 Ausstellung L’institut francais, Hamburg
1981 Ausstellung Galerie am Wehlhamm, Budjadingen
1988 Ausstellung Galerie Ildiko Risse, Weßling
1998 Ausstellung Stadtmuseum, München
2000 Ausstellung Stadtmuseum, Landsberg am Lech
2001 Ausstellung Stadtmuseum, Weilheim
2002 Ausstellung BMW-Forum, München
2006 Ausstellung Galerie am Rathaus, Tutzing
2008 Ausstellung Schloss Charlottenburg, Berlin
2009 Ausstellung Kunstraum, Wolfratshausen
2010 Ausstellung Kunstprojekt Berlin, Berlin
2010 Ausstellung Galerie am Rathaus, Tutzing
2011 Ausstellung Galerie am Wehlhamm, Budjadingen
2011 Ausstellung Kunstverein, Nordenham
2011 Ausstellung Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin
2012 Ausstellung Galerie Ildiko Risse, Weßling
2012 Ausstellung Galerie Kaas, Innsbruck
2013 Ausstellung Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel
2013 Ehrennadel der Oldenburgischen Landschaft
2016 Teilnahme am Kunstbuchprojekt: ‚Unter dem letzten Viertel des Mondes geboren‘,
        erschienen im Motte Verlag, München

2016 Ausstellung Galerie am Wehlhamm, Budjadingen

Hartmut van Riesens Gemälde und Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland

Homo Ludens
Die Bilder Hartmut van Riesens aus den Jahren 2012 bis Anfang 2016 öffnen den Blick in eine Welt, die geprägt ist von harten Ecken und Kanten, von metallisch anmutenden gewundenen Bändern und rotierenden Scheiben – Formen, die sich begegnen, überlagern, sich festhalten und wieder lösen. Der Künstler spricht von gegenständlicher Abstraktion oder von abstrakter Gegenständlichkeit. Sparsam und willkürlich, fast sprunghaft setzt er Farbakzente, Schattierungen von Grau dominieren eine verschlungene Welt von Dunkelheit und Licht.
Wer sich auf die Bilder einlässt, den nehmen sie mit auf eine Reise. Deren Ausgangspunkt immer auch zu tun hat mit der momentanen Stimmung des Betrachters. So finde ich mich wieder in einem sehr stark von klaren, technischen Formen beherrschten Raum, Gedanken und Empfindungen beschäftigen sich mit der Gegensätzlichkeit meiner Gegenwart, in der ich anecke, die mir die Gleichzeitigkeit verschiedener Möglichkeiten und Wege zeigt, die Zusammenhänge offenbart und mir die unlösbare Verknüpfung von Geradlinigkeit und labyrinthischer Irrung zeigt. Immer gegenwärtig ist eine ungeheure Energie, die diese Welt antreibt und unerschöpflich scheint. Manches Mal führt mich die Betrachtung zu einer Sehnsucht nach einer Welt, in der das Chaos eine Ordnung hat, deren Prinzipien zwar nicht greifbar sind, jedoch eine Ahnung ihrer übergeordneten Existenz hinterlässt, in der alle Dinge ihren gleichberechtigten Platz haben und miteinander in Beziehung stehen. Und plötzlich stehe ich mitten in einem Urwald voller seltsamer Pflanzen und Tiere, der bedrohlich ist und doch zugleich seltsam beschützend, der undurchdringlich scheint und dennoch Pfade besitzt mit dem Versprechen, hinter jeder Windung etwas Neues zu entdecken.
Die geradezu magnetische Energie der Bilder speist sich aus der Neugier des Künstlers, die ihn ständig antreibt und umtreibt. Es ist die Neugier auf das, was jeden Tag entstehen wird aus ihm selbst heraus, auf den Prozess von Handlung und Wandlung. Es ist Lebensfreude, die in einer schier unvorstellbaren Produktivität Tag für Tag auf die Leinwand strömt. Spielerisch entstehen seine kraftvollen Kompositionen, weshalb einer der Titel — „Homo ludens durchaus als ein übergeordneter Begriff seines Schaffens zu sehen sein mag. Denn trotz aller Kraft und Energie ist eine Leichtigkeit spürbar, eine Verspieltheit der Formen, sie tanzen miteinander, sie klingen wie ein Orchester. Hartmut van Riesen hat diesmal seine Bilder mit Titeln versehen, man mag sie verstehen als Fortführung wie ein Schild auf einer Tür die sich öffnet für die eigene Welt des Betrachters.
Michael Tempe